Eigentlich wollte ich mir das nicht antun. Aber dann habe ich doch zeitversetzt das dritte Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump angeschaut. Es gab wenig Neues, nichts das man von der einen oder dem anderen nicht schon einmal in dieser oder einer anderen Variante gehört hätte.
Mit einer Ausnahme: Trump hat tatsächlich angedeutet und wenig später – dieses Mal unmissverständlich – klargestellt: „Ich werde das Ergebnis der Präsidentenwahl anerkennen – aber nur wenn ich gewinne.“ Diese Ankündigung ist unerhört. Denn sie stellt das Selbstverständnis der Vereinigten Staaten von Amerika infrage.
Als ich vor 30 Jahren nach New York kam und dort für eine Reihe von Jahren mein zweites Standbein hatte, war Donald Trump im öffentlichen Leben der Stadt sehr präsent. Kurz zuvor war sein „Trump Tower“ an der Fifth Avenue bezogen worden, der sogleich zu einer Attraktion wurde.
Der Turm stand gegen die depressive Stimmung des New Yorker Immobilienmarktes, der amerikanischen Wirtschaft, ja des Landes in der zu Ende gehenden Ära Ronald Reagans insgesamt: Nicht zufällig landete der Historiker Paul Kennedy mit seinem Buch über den Aufstieg und Fall der großen Mächte 1988 einen Bestseller.
Ich habe das Buch damals für die FAZ besprochen.
Trump war anders. Nicht depressiv, sondern optimistisch. Er war populär. Die New Yorker mochten ihn, zumal er immer wieder mit neuen Ideen punkten konnte. So kaufte Trump 1988 von den darbenden Eastern Airlines die profitablen Shuttle-Verbindungen von New York nach Washington und Bosten. Mit immer neuen Ideen hielt er seinen „Trump Shuttle“ und damit sich selbst im Gespräch, und dass er ihn wenige Jahre später wieder verkaufen musste, schadete seinem Image nicht.
Donald Trump war der Inbegriff des selbstbewussten und erfolgreichen, umtriebigen und kommunikationsfreudigen Selfmademan, der die Spielregeln kennt und respektiert. Zu diesen Regeln gehört, dass man Niederlagen akzeptiert, dem Sieger seinen Sieg gönnt und einen neuen Anlauf nimmt.
Wenn Trump das, was er jetzt angekündigt hat, ernst meint – und danach sieht es aus –, ist es um Amerika schlecht bestellt. Denn kein Kandidat macht eine solche Ankündigung, wenn er nicht davon ausgehen kann, einen erheblichen Teil der Wähler auch in diesem Punkt auf seiner Seite zu haben.
Das aber heißt im Klartext: Nicht nur Donald Trump, sondern viele, womöglich eine Mehrheit Amerikaner haben das Selbstverständnis aufgekündigt, das ihre zusehends heterogene Gesellschaft noch bis zur Jahrtausendwende zusammenhielt. Das ist die eigentlich beunruhigende Botschaft dieses amerikanischen Wahlkampfs. Den Türmen wird das Fundament entzogen.