Die Flüchtlingskrise hat endgültig gezeigt: Die Europäische Union ist in einem desaströsen Zustand, wenn nicht am Ende. Ihre Mitglieder haben längst nicht mehr die gemeinsamen, sondern die jeweils eigenen Interessen im Sinn.
Und was für die EU gilt, gilt auch für andere internationale Organisationen wie die NATO, die UNO oder die KSZE beziehungsweise OSZE. Und das ist kein Zufall. Sie alle sind Kinder des Kalten Krieges. Keine von ihnen wird den Herausforderungen der grenzenlosen Welt gerecht.
In dieser Situation folgen die meisten Mitglieder der EU ihren nationalen Interessen oder dem, was sie dafür halten. Nur Deutschland nicht – es sei denn, man betrachtet die bislang unbegrenzte Aufnahme von Flüchtlingen als ein nationales Anliegen. Wie es die Bundeskanzlerin tut. Darüber kann man reden, und darüber muss man reden. Im Dezemberheft von
Cicero plädiere ich für eine neue Realpolitik:
Gregor Schöllgen – Nation ohne Interessen?