Gerade erfahre ich, dass mein Buch
Imperialismus und Gleichgewicht. Deutschland, England und die orientalische Frage 1871-1914 in einer türkischen Übersetzung erscheinen wird. Dieses Buch war mein erstes überhaupt. Jetzt ist es auch das erste, das auf Türkisch erscheint.
Das ist nicht selbstverständlich. Denn das Original ist 1984, also vor nunmehr fast 40 Jahren, erschienen. Das Buch ist die veröffentliche Fassung meiner 1982 an der Universität Münster eingereichten, im Manuskript fast 1.000 Seiten starken Habilitationsschrift. Eine zweite unveränderte Auflage erschien 1992, die dritte 2000, allesamt im Verlag Oldenbourg, der heute zu De Gruyter gehört.
Dass von einem Sachbuch, das sich eigentlich an einen eher kleinen Kreis von Lesern richtet, drei Auflagen erscheinen, ist ungewöhnlich. Das gilt erst recht für eine fremdsprachige Ausgabe.
In diesem Fall ist es allerdings deswegen weniger erstaunlich als es klingt, weil es in dem Buch um die sogenannte orientalische Frage geht, einen Brennpunkt der internationalen Politik vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Und von der orientalischen Frage zu sprechen hieß damals vom Osmanischen Reich zu reden, das im Ersten Weltkrieg unterging. Auf seinen Trümmern entstand die heutige Türkei.
Mein Buch setzte sich erstaunlich schnell als Standardwerk zu den Internationalen Beziehungen im Zeitalter des Imperialismus durch. Mitte April 1984 schrieb Volker Ullrich in seiner Besprechung für die Süddeutsche Zeitung: Gregor Schöllgens Buch „Imperialismus und Gleichgewicht“ ist „ohne Zweifel ein Standardwerk zur deutschen Außenpolitik vor 1914, das in der Tradition klassischer Diplomatiegeschichte steht, ohne deren methodische Einseitigkeiten zu teilen oder gar in alte Rechtfertigungszwänge zurückzufallen“.