Im Juli 2021 jähren sich gleich zwei denkwürdige Tage. Zum einen feiert die Kommunistische Partei der Volksrepublik China ihren 100. Geburtstag. Und zum anderen jährt sich zum 50. Mal die legendäre geheime Reise Henry Kissingers in dieses 1971 völlig abgeschottete Land. Die beiden Ereignisse stehen in einem engen inneren Zusammenhang.
Die KP Chinas ist ein Phänomen, nicht nur weil sie mit mehr als 90 Millionen Mitgliedern die in dieser Hinsicht weltweit stärkste Partei ist. Vielmehr hat sie es auch geschafft, die vielen Windungen und Wendungen der neueren Geschichte zu überleben. Ihr Machtanspruch steht heute so wenig infrage wie zu den Zeiten des Mitbegründers der Partei und der Republik.
Dabei hätte Mao Tse-tung, der die Partei und in gewisser Weise auch das Land von 1921 bis 1949 durch mehr als zwei Jahrzehnte Krieg und Bürgerkrieg navigierte, fast zerstört. Der Große Sprung nach Vorn, zu dem er 1958 ansetzen ließ, und die fast nahtlos daran anschließende Kulturrevolution mit ihren bis zu 40 Millionen Toten führten China ins Chaos, in den Ruin und in die völlige Isolation.
Kaum jemand hielt es damals für möglich, dass China da bald wieder heraus kommen würde und die Kommunistische Partei eine Zukunft haben könnte. Und schon gar nicht hat man es für möglich gehalten, dass ausgerechnet die USA ihnen dabei helfen würden. Es war Henry Kissinger, der Sicherheitsberater des damaligen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, der vom 9. bis zum 11. Juli 1971 auf einer strikt geheimen Mission in Peking die Optionen sondierte und damit den Weg für Nixons spektakulären Besuch bei Mao im Februar 1972 frei machte.
Damit stand die Tür auf, und es war Maos mittelbarer Nachfolger Deng Xiaoping, der die Chance nutzte und China auf einen Weg brachte, der den USA heute enorm zu schaffen macht.
Kissinger hat das 2011 in einem lesenswerten Buch nachgezeichnet.
Wenn sich Amerika heute über den globalen Wettbewerber und Konkurrenten echauffiert, sollte Washington nicht vergessen, dass es selbst eine, wenn nicht die entscheidende Weiche gestellt hat.
Und schon gar sollte man in Washington das Motiv verdrängen, das 1971 für die Befreiung Chinas aus der Isolation entscheidend war: Mit dem Besuch Nixons in Peking sollte der weltpolitische Gegner jener Zeit, die Sowjetunion, unter Druck gesetzt und zu Konzessionen gezwungen werden.
Dass dieser Schuss - aus heutiger Sicht - nach hinten los gehen würde, war damals nicht absehbar: Denn niemand hat damit gerechnet, dass die Sowjetunion einmal implodieren und damit eine Hürde auf dem Weg Chinas an die Weltspitze aus dem Weg geräumt werden könnte.