Die Region des Persischen Golfes hat in den vergangenen vier Jahrzehnten drei Kriege erlebt, von denen der erste, den der Irak und der Iran von 1980 bis 1988 gegeneinander führten, der verlustreichste gewesen ist. In den beiden folgenden Golfkriegen der Jahre 1991 und 2003 ging es darum, den Irak und seinen starken Mann Saddam Hussein, die der Westen zuvor massiv gegen den Iran aufgerüstet hatte, zu neutralisieren. Allerdings mit dem Unterschied, dass der Feldzug des Jahres 1991 ausdrücklich von den Vereinten Nationen autorisiert, der des Jahres 2003 hingegen von den USA und einer Reihe ihrer Verbündeten gegen den erklärten Willen der UN geführt wurde.
Seither hat es die Region mit den Folgen dieses dritten Golfkrieges zu tun, allen voran mit dem Erstarken des Iran und dem inzwischen offen ausgetragenen Konflikt zwischen dieser schiitisch dominierten Macht auf der einen und dem sunnitisch geprägten Saudi-Arabien sowie den meisten arabischen Staaten auf der anderen Seite.
Dieser Konflikt, in dem man auch den vierten Golfkrieg sehen kann, hat zu einer interessanten neuen Konstellation geführt, nämlich einer teils noch verdeckten, teils offenen Annäherung vieler arabischer Staaten an Israel. Unterhielten bislang von den 22 Mitgliedern der Arabischen Liga – einschließlich Palästina – mit Ägypten und Jordanien nur zwei Staaten diplomatische Beziehungen zu Israel, steht jetzt die gegenseitige Anerkennung der Vereinigten Arabischen Emirate und Israels ins Haus.
Außer Frage steht, dass die USA, auch ihr Präsident Donald Trump, einen maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung haben. Außer Frage steht auch, wer der große Verlierer sein wird. Denn ganz gleich ob Israel die Annexion großer Gebiete Palästinas formal umsetzt, aufschiebt oder womöglich sistiert, wie Tel Avivs neue Partner fordern: Die Siedlungspolitik der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hat dort längst vollendete Tatsachen geschaffen. Die Annäherung der arabischen Staaten an Israel besiegelt diesen Status Quo.
Im Lichte der Geschichte dieser Region seit 1945 gibt es jetzt eine begründete Hoffnung, dass der gefährliche Nahostkonflikt an einer, wenn nicht der entscheidenden Stelle entschärft wird. Was das für einen anderen Brennpunkt dieses Konflikts, den eskalierenden vierten Golfkrieg bedeutet, wird man sehen. Vieles spricht dafür, dass die Annäherung der arabischen Staaten und Israels vor allem auch ein Schulterschluss gegen den gemeinsamen Gegner Iran ist.
Wie es dahin kommen konnte, habe ich im 9. Kapitel meines 2017 erschienen Buches
Krieg. Hundert Jahre Weltgeschichte beschrieben und analysiert.