Gestern hat Donald Trump ein Dekret unterzeichnet, mit dem die USA die Souveränität Israels über die Golanhöhen förmlich anerkennen. Das ist brisant. Denn damit bestätigt der Präsident die völkerrechtlich nicht anerkannte einseitige Ausdehnung der Hoheitsgewalt Israels über dieses Gebiet im Dezember 1981.
Die Golanhöhen gehören zu Syrien und waren infolge des Dritten Nahostkrieges, in dem Israel Ägypten, Syrien und Jordanien im Juni 1967 innerhalb von nur sechs Tagen eine schwere militärische Niederlage beibrachte, durch Israel annektiert worden. Der im Oktober 1973 folgende Vierte Nahost- oder auch Jom-Kippur-Krieg, bestätigte diesen Status quo. Das kann man im 9. Kapitel meines 2017 erschienenen Buches
Krieg. Hundert Jahre Weltgeschichte nachlesen.
Das Thema ist wesentlich komplizierter, als man den dürren Nachrichten dieser Tage entnehmen kann. Das wurde mir bewusst, als ich diese Länder im Sommer 1974, also sieben Jahre nach dem Dritten, und ein Jahr nach dem Vierten Nahostkrieg mit dem Auto – einem VW Käfer - bereiste. Die Reise führte meinen Begleiter und mich vom Rhein über den Balkan und durch die Türkei nach Syrien, in den Libanon und nach Jordanien – und wieder zurück.
In Jordanien ließen wir den Wagen für einige Tage stehen, überquerten die legendäre Allenby- beziehungsweise King-Hussein-Bridge ins Westjordanland, das Israel ebenfalls seit 1967 besetzt hielt, und fuhren von dort mit dem Bus nach Israel. Die Israelis stempelten ihr Visum übrigens nicht in den Pass, denn sonst wären wir zwar wieder nach Jordanien, nicht aber von dort zurück nach Syrien oder in irgendein anderes arabisches Land gekommen. Die Reise durch diese vom Krieg gezeichneten Länder hat mich tief beeindruckt. Auch deshalb, weil ich die Golanhöhen von syrischer und von israelischer Seite aus gesehen habe. Wenn man hier wie dort von unten nach oben schaut, ahnt man auch als militärischer Laie, wie wichtig die Kontrolle die-ses strategisch exponierten Plateaus ist. Für beide Seiten.
Damals dachte ich: dieser Konflikt ist nicht lösbar. Jedenfalls nicht militärisch. Bleibt zu hoffen, dass die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten nicht den Falken wieder Auftrieb gibt.